Maas- Wanderfahrt Sommer 2017
Blog Landkarte Teil 2 Maas- Amsterdam
Wanderfahrten in Frankreich sind immer besonderes Erlebnis. Zunächst mal das Erlebnis einer überbordenden Bürokratie. Man benötigt nicht nur eine Boots-Vignette, um ein französisches Gewässer zu befahren, sondern man muss die gesamte Strecke genehmigen lassen. Wenn dann noch für ein Gewässer zwei verschiedene Behörden zuständig sind, glaubt man sich im Bereich einer Bürokratie Satire Show. Dieses Mal gab es relativ schnell (nach 8 Wochen) eine Genehmigung. Dann noch der unverschämt teure Vignettenkauf (geht zwar Online, aber nur über eine ungesicherte Seite des vnf). Für Motorboote gibt es auch Kurzzeitvignetten, für Ruderer nur Jahresvignetten. Die Befahrung für eine Woche mit dem Ruderboot ist dann teurer, als wenn man ein Motorboot fahren würde. Kurz vor der Fahrt kam dann noch eine Meldung, dass auf einem Streckenabschnitt die Schleusen gesperrt sein, was natürlich eine Falschmeldung war. Die wirklich gesperrte erste Schleuse der Fahrt, hatte die vnf (voie navigable de France) natürlich übersehen. Also in Frankreich alles wie immer...... Die zuständige belgische Behörde teilte uns mit, dass die Befahrung kein Problem sei und dass wir für Ruderboote auch keine Vignette brauchen würden. Dass stellte sich im nach hinein auch als nur begrenzt richtig dar. Dies gilt nur für die Wallonie, in Flamen ist das Schleusen von Ruderbooten grundsätzlich verboten. Auf Nachfrage bei flämischen Schleusenwarten bekamen wir als Antwort: “was haben wir mit der Wallonie zu tun.” In den Niederlanden werden Ruderboote immer, zu jeder Zeit und natürlich ohne jede vorherige Genehmigung geschleust. Welchem Land nach dieser Fahrt unsere Sympathie gehört, ist damit leicht zu erkennen.
Zur Ehrenrettung Frankreichs muss man allerdings zugeben, dass das französische vnf-Personal unglaublich bemüht war ihre teilweise schon sehr alten Schleusen und ihre schrottreife Schleusenelektronik in den Griff zu bekommen und die Wartezeiten durch die ständigen Störungen schnell zu beheben. Was es kostet, vermutlich hunderte von vnf-Mitarbeitern ständig mit dem Dienstwagen zu ausgefallenen Schleusen zu schicken, muss der französische Steuerzahler beurteilen.
Freitag Nachmittag ging es mit dem Bootstransport von Stahnsdorf nach Verdun. Die 850 km zogen sich, so dass wir erst gegen Mitternacht ankamen. Glücklicherweise hatten die individuell anreisenden Teilnehmer schon unsere Hotelzimmer in Beschlag genommen. Die meisten schliefen bereits, als der Anhänger endlich ankam. Eigentlich waren Zeltübernachtungen geplant. Da aber die langfristige Wetterprognose nicht gut aussah, hatte der VL wenige Tage vor der Fahrt auf Billighotels umgestellt. In Verdun waren wir bei Formule 1 in Familienzimmern.
Das Frühstück war sehr französisch, d.h. völlig unzureichend für Ruderer, aber es sollte am Starttag auch nur eine kurze Etappe sein. Nach einiger Suche hatten wir den örtlichen Ruderclub gefunden und durften dort unsere Boote einsetzen. Der Ruderclub lag direkt unter der Schleuse von Verdun. Wir schickten eine französisch sprechende Ruderin zur Schleuse, um zu melden, dass wir auf den Fluss gehen. Hier wurde noch einmal bestätigt, dass die nächste Schleuse defekt sei. (Hatten wir schon von einem Telefonat eine Woche vor der Fahrt erfahren). Zunächst ging es jedoch mitten durch Verdun. Eine wirklich schöne Stadtdurchfahrt mit historischen Gebäuden direkt am Fluss. Nach dem Ort ging es auf dem Maas-Kanal ins Grüne. Die Landschaft ist leicht hüglig, viel Natur, nur ab und zu winzige Orte. Der Kanal läuft einige Meter über der alten Maas, die im Talboden unter uns floss. An zahlreichen Orten konnte man vom Ruderboot auf den Fluss unter uns gucken. Die erste Schleuse war defekt, aber mit zwei Schleusenwarten besetzt, die uns beim Untragen halfen. Da es eine winzige Schleuse war, stellte das Umtragen kein Problem dar. Direkt hinter der Schleuse konnte man am flachen Ufer wieder einsetzten. Das untere Schleusentor schien defekt zu sein, oder möglicherweise wäre die Schleuse trocken gefallen, wenn man bei diesem Wasserstand abwärts geschleust hätte. Damit scheint Verdun, fast dauerhaft vom französischen Wasserstraßennetz abgetrennt zu sein. Die nächsten 4 Schleusen funktionierten jedoch. Wir wurden jeweils umgehend von den sehr freundlichen Schleusenwarten geschleust. Die Landschaft blieb so, sanfte Hügel, Felder wenig Wald. Ab und zu teilten sich Maaskanal und Maas dasselbe Bett, aber meist ruderten wir neben, oder eben über dem Fluss durchs Tal. Die überall präsenten riesigen Soldatenfriedhöfe auf den Hängen störten die Idylle. Die Erinnerung an den 1. Weltkrieg ist hier sehr präsent. Direkt hinter der Schleuse von Consenvoye setzten wir die Boote an einer Rampe aus und er Landdienst shuttelte uns in zwei Schüben zurück nach Verdun zum Hotel. Die Regenschauer begannen erst jetzt etwas heftiger zu werden, so dass die Ruderer leidlich trocken zurück kamen. Der Abend wurde noch zur Besichtigung von Verdun genutzt. Abendessen gab es bei einer französischen Restaurantkette, die auf Texas macht. Ordentliches Essen und nicht allzu teuer. Glücklicherweise hatte unser Hotel eine überdachte Terrasse, so dass der Abend trotz inzwischen heftigen Regens, gemütlich ausklingen konnte.
Das Frühstück am nächsten Morgen ist akzeptabel. Wir haben Käse, Wurst und dunkles Brot dazu gelegt, damit jeder sich was zum mitnehmen machen kann. Für die französischen Hotelgäste vermutlich ein Kulturschock, die Barbaren sind da. In zwei Fuhren werden die Leute zu den Booten geshuttelt. Bei sonnigem Wetter geht es aufs Wasser. Wir rudern weiter meist neben oder über dem Fluss durch ein weites Tal. Landschaftlich erinnert es etwas an die obere Werra. (allerdings ohne Untiefen und Stromschnellen, wir haben ja einen Kanal). Die Schleusen gehen bis Dun. Dann ist Schluss mit Schleusenwarten. Die erste Automatikschleuse hält uns auf. Nach einem Telefongespräch ist nach 20 Minuten ein vnf-Mitarbeiter da, der uns eine Fernbedienung in die Hand drückt und uns bei der ersten Schleuse durchschleust. Leider klappt es bei den nächsten Schleusen nicht so richtig, die Tore öffnen sich zwar dank Fernbedienung, wenn man dann aber in der Schleuse den Hebel fürs schleusen zieht, dann stürzt die Elektronik ab. Für das Rücksetzen der Elektronik muss jedes Mal ein vnf-Mitarbeiter kommen. Erst nach einigen Fehlversuchen wird uns klar, dass der Einfahrtssensor unsere Ruderboote nicht erkannt hat. Wir suchen den Einfahrtsensor (teilweise gut versteckt) und halten nach dem Einfahren ein Skull minutenlang davor. Da man nicht weiß, ob der Sensor angesprochen hat, oder nicht ist das ganze nicht immer erfolgreich. Wieso ein fehlendes Einfahrtsignal jedoch die ganze Elektronik irreversibel in den Störungsmodus versetzt, verstehen wohl nur französische Programmierer. Es würde ja reichen, wenn die Schleuse einfach nicht schleust. Dann könnte man ja den Sensor auslösen und es noch einmal versuchen. Geht aber nicht, da nach der Fehlermeldung die Schleuse nur von einem vnf-Mann zurück gesetzt werden kann. An der 7. und für heute letzten Schleuse sitzt sogar wieder ein Schleusenwart. Wir nehmen unsere Boote am Hafen/ Campingplatz heraus und besichtigen das Biermuseum von Stenay. Leider besichtigt auch der Landdienst so intensiv, dass der VL das abendliche Shutteln selbst erledigen muss. Zunächst bauen wir jedoch in der Grünanlage im Hafen den Kocher auf und bereiten das Abendessen zu. Die Zigeuner sind wieder unterwegs. Aber bei den Preisen der französischen Restaurants können wir nicht jeden Abend essen gehen. Geshuttelt wird dieses Mal nach vorne. Wir haben ein Kyriad-Hotel in Sedan. Diese Hotelkette bietet sogar höherwertige Qualität.
Am Morgen wird zurück zu den Booten geshuttelt. Bei extrem heißen Wetter haben wir 5 Schleusen, von denen die wenigsten so funktionieren wie sie sollten. Immer wenn wir glauben wir haben jetzt auch französische Technik verstanden, dann stürzt die nächste bestimmt beim selben Bedienverhalten ab. Wir halten die vnf-Leute auf Trab. Landschaftlich geht es weiter durch ein breites Tal mit leichten Hügel, ab und zu schon so etwas wie kleinere Berge, oft aber auch total flach. Vom Kanal aus hat man nur den Blick auf eine weite Ebene. Im Gegensatz zu den Vortagen auch einige unangenehm gerade Kanalstücken. Zur Mittagspause halten wir in Mouzon an. Nach Karte der einzige Ort unterwegs der eine Pause lohnen könnte. Allerdings ist die französische Provinz relativ tot. Der Ort sieht nett aus. Eine schöne Kirche, das Rathaus auch sehr schön, aber wenn man nach 14 Uhr eine Einkehrmöglichkeit sucht, ist das in Frankreich generell schwierig. Ein Cafe verspricht “glace”, nur Eis haben sie nicht, man bietet uns “guten Tee” an. Wir fühlen uns bei 30 Grad etwas verschaukelt. Schließlich finden wir den einzigen Supermarkt des Orts, immerhin der hat offen. Am Nachmittag erreichen wir den Ruderclub Sedan. Niemand da, aber der daneben liegende Kanuklub stellt uns Säufermöbel hin, so dass wir auf der Wiese kochen und sogar am Tisch Abend essen können. Die Jugend ist am Abend noch auf dem Rummel im Stadtzentrum. Danach geht es hoch zur wirklich beeindruckenden Burganlage.
Nach dem Frühstück ist zunächst einmal warten angesagt. Ein Gewittersturm bricht über Sedan herunter. Glücklicherweise können wir uns in der Bootshalle des Kanuklubs unterstellen und den Weltuntergang im trocken betrachten. Mit einiger Verzögerung geht es los. Es ist immer noch warm, aber so richtig gut sieht es nicht aus. Nach einigen Kilometern erwischt uns das nächste Gewitter. Wir haben unglaubliches Glück, genau hier sind zwei Brücken wo wir uns unterstellen können. Danach ist es zwar nicht komplett trocken, aber erst mal keine weiteren Gewitter. Wir verringern unser Ausfallquote bei den Schleusen, allerdings leider nicht auf Null. Die letzte Schleuse in Charleville-Mezieres ist wieder bedient. Die Stadtdurchfahrt ist spektakulär. Historische Gebäude in Mengen. Wir beenden die Etappe beim örtlichen Ruderclub in einem riesigen Yachthafen. Unser Hotel liegt zwar im Ort, aber weit außerhalb. Außerdem ist es ziemlich eng. Premiere Classe ist schon eine recht blumige Beschreibung der Hotelkette. Da es den ganzen Abend weiter gewittert, shutteln wir die Mannschaft wieder zurück zum Ort und essen chinesisch. Etwas sparsame Portionen, so dass die Jugend sich noch eine Family Pizza vom Laden daneben holt. Der Ort ist sehenswert, der Marktplatz hat eine geschlossene Bebauung aus dem 16/17 Jahrhundert. Der heftige Regen schränkt das Interesse der Ruderer an Kultur etwas ein.
Gleich nach dem Start geht es durch den Durchstich von Charleville-Mezier. Hier kürzt der Kanal einen großen Maasbogen ab. Wir fahren in einem Einschnitt mitten in der Stadt zwischen den Hügeln hindurch. Die ersten Schleusen werden bedient, dann werden wir wieder uns selbst überlassen. Nach den heftigen Regenfällen des Vortags haben wir heute wieder schönes Wetter, Sonnenschein und extrem warm. Die Ruderstrecke wird spektakulärer. Es geht langsam aber sicher ins Gebirge. Die Berge werden höher und rücken eng an den Fluss heran. In Montherme einer Stadt mitten in den Bergen machen wir Mittagspause. Wieder ziemlich tot und etwas herunter gekommen. Sogar die Touristeninformation hat zu. Die einzige Gaststätte bedient in einer Geschwindigkeit, die die meisten Ruderer die Gaststätte verlassen lässt. Einige finden einen Supermarkt der offen hat. Die “Kinder” mieten sich ein 3-sitziges Fahrrad und düsen in der Mittagspause damit durch den Ort. Mal ein bisschen sportlich betätigen. Am frühen Nachmittag erreichen wir Revin. Schön über einer Maasschleife auf einer Klippe gelegen. Der Landdienst dirigiert uns zum Yachthafen. Der ist leider kostenpflichtig. Wir vertäuen unsere Boote und wollen den Kocher zum Abendessen aufbauen. Das ist hier auch nicht erlaubt, obwohl es keine Bewirtschaftung gibt. Der VL versucht eine Gaststätte zu finden, die offen hat. In Frankreich, um 16 Uhr, in einer Provinzstadt, wie naiv. Selbst der Dönerladen am Bahnhof öffnet erst wieder um 18:30. Andere Länder, andere Sitten. Wir shutteln die Mannschaft zurück nach Charleville und kochen direkt hinter dem Hotel. Sowas stört hier niemanden. Als die zweite Fuhre ankommt, ist das Essen fertig. Die Nachzügler hatten noch einige Zeit in Revin verbracht und befanden, dass der Ort von weitem wesentlich beeindruckender aussieht, als wenn man durchläuft. Die Wartezeit auf das Auto wurde zum Schluss am Ufer neben dem Supermarkt verbracht.
Wir starten in Revin beim teuren Yachtclub. Der Landdienst sitzt als Kielschwein im Boot, denn gleich nach dem Start geht es durch den Tunnel von Revin, der den Maasbogen abkürzt. 230 m lang, unbeleuchtet, so breit dass man rudern kann, wenn man die Mitte trifft. An der Schleuse hinter dem Tunnel setzten wir den Landdienst wieder ab und rudern weiter mitten durch die Gebirgslandschaft. An der nächsten Schleuse kommt es dann zum Gau. Die Ampel schaltet auf Rot-Grün und dann plötzlich auf Doppelrot. Dieses Mal waren wir es sicher nicht. Wir waren ja noch nicht mal in der Nähe des Sensors. Das Telefonat mit dem vnf ergibt, es kann dauern mindestens eine Stunde. Das wäre ja alles nicht so schlimm, wenn der schon länger andauernde Nieselregen nicht ausgerechnet jetzt in Wolkenbruch übergehen würde. Wir verfluchen die französische Technik. Als es endlich weiter geht lässt der Regen nach. Uns treffen immer wieder einzelne Regengebiete, aber Platzregen bleibt uns erspart. Sogar die Schleusen funktionieren meistens. Die Landschaft ist ein andauerndes Highlight. Die Bergkulisse ist beeindruckend, dazu kommen die wirklich hübschen Orte mit historischer Bebauung. Kurz vor dem Ziel dann noch das Topevent der Wanderfahrt, der Tunnel von Ham. 565m lang, 7m breit, natürlich unbeleuchtet. Irgendwo nach 100 Metern reicht das Licht nicht mehr, um das Boot ruderfähig in der Mitte zu halten. Wir rudern mit halb eingezogenen Skulls. Wenige Kilometer weiter erreichen wir Givet. Unterhalb einer großen Festungsanlage liegt der Ruderclub des Ortes. Wir setzen unsere Boot aus und fahren die Mannschaft zum Ibis Hotel im Ort. Leider ist unsere Booking.com Buchung hier schief gegangen. Es fehlt ein Zimmer. Das müssen wir teuer nachbuchen. Ansonsten ist das Hotel sogar besser als erwartet. Wegen des miesen Wetters leisten wir uns einen Dönerladen zum Abendessen. Döner und Pizza bezahlbar und recht gut, aber völlig überlastet mit 13 Ruderern.
Morgens bei regnerischem Wetter Start beim Ruderclub Givet. Es geht auf die spektakulärste Strecke. Die Felsnadeln auf der Maas im französische-belgischen Grenzgebiet sind berühmt. Leider erleben wir die gesamte Strecke im Dauerregen. Die Wettervorhersage verspricht weitere ergiebige Regenfälle, daher beenden wir die Etappe schon kurz vor Dinant. Bei einem örtlichen Kanuverleiher dürfen wir die Boote kostenlos aufs Gelände legen. Der Ruderclub im Ortszentrum ist völlig eingebaut und hat erkennbar keinen Platz dafür. Wenn wir den Eindruck hatten die französische Provinz hätte schon mal bessere Zeiten erlebt, dann war das bevor wir die belgische Provinz gesehen hatten. Orte, Gebäude und Straßen total runter gekommen. In einigen Orten an jedem dritten Gebäude das Schild “a vendre”. Dagegen tobt ja in Mecklenburg das Leben. Der Zustand der Straßen erinnerten bisweilen an Rumänien. Wir bringen die Leute zurück zum Hotel in Givet. Kurz darauf hört der Regen auf und die Sonne kommt raus. Wofür braucht die Welt eigentlich Meteorologen? Ein Zeitungshoroskop hat ungefähr dieselbe Trefferquote. Der angefangene Tag wird genutzt zur Besichtigung der Festung von Givet, für den Stadtbummel, oder fürs Shoppen im Center direkt gegenüber des Hotels. Patrik wird zum Bahnhof nach Namur gebracht und Maria als Ersatz abgeholt. Das Abendessen durften wir im Frühstücksraum des Hotel machen. Das Personal war wirklich sehr entgegen kommend.
Wir starten in Dinant. Die Stadtdurchfahrt ist wieder sehenswert, die Felsnadeln direkt am Fluss sind beeindruckend. Wir haben leichten Nieselregen, aber kommen gut vorwärts. Die belgischen Schleusen sind deutlich größer und alle mit Schleusenwarten besetzt. Wir werden sofort und ohne Diskussionen geschleust. Das Wetterradar kündigt 1 Stunde Starkregen an. Wir stellen uns im Ruderclub von Namur unter. Danach geht es weiter, laut Wetterbericht heute keinen Regen mehr. An der Schleuse am Ortsende von Namur wälzt sich eine schwarze Wand auf uns zu. Auch der Wetterbericht meldet inzwischen wieder Regen und 2 Minuten bevor das Gewitter über uns hereinbricht: “ Achtung es könnte gewittern ”. Meteorologen sind sowas von überflüssig. Wir ertragen den Platzregen und nach der Schleuse kommt sogar die Sonne heraus. Hinter dem Ort tauchen die ersten hässlichen Industriegebiete am Ufer aus, aber noch bleiben es einzelne hässliche Punkte in der Berglandschaft. Im Dorf Scylan hat der Landdienst die letzte mögliche Aussetzstelle gefunden. Wir bringen unsere Boote eine kleine Rampe hoch und lagern sie in einer Grünanlage. Die Mannschaft wird zum Hotel nach Lüttich geshuttelt. Mal wieder Formule 1, mitten in einem Gewerbegebiet, ziemlich schäbig. Fürs Abendessen besorgten wir Pizza und holten sie ins Hotel.
Nach dem Start am Morgen verstanden wir auch warum der Landdienst von der letzten Aussetzstelle gesprochen hatte. Auf 7 km Länge 10m hohe senkrechte Wände mit dem entsprechendem Wellenschlag. Jede Schiffswelle kam 3-4 mal von beiden Seiten zurück. Das ganze kombiniert mit extrem hässlichen Industriegebieten. Einzige kurze Unterbrechung die Ortschaft Huoy mit großer Festung und Kathedrale am Ufer. Danach dann das bekanntlich marodeste KKW Tihange und dann nur noch hohe Mauern und Industrieanlagen die ihre beste Zeit sicher im letzten oder vorletzten Jahrhundert hatten. Ein paar davon auch in Betrieb, aber das meiste verfallen und hoffentlich nicht mehr in Betrieb. Im Stadtzentrum von Lüttich wurde es dann etwas besser. Auf der zentralen gelegenen Insel liegen zwei Ruderclubs in einer Parkanlage. Bei Union Nautique de Liege, direkt an der Spitze der Insel lagerten wir unsere Boote. Nach einiger Suche fanden wir etwas entfernt eine Pizzeria, so dass die hungrige Meute verpflegt werden konnte. Danach ging es ins Hotel zurück.
Am Morgen stand zunächst die Stadtdurchfahrt durch Lüttich an. Architektonisch äußerst abwechslungsreich. Gründerzeitbauten neben 50er und 60er Jahre Bauten. Freundlich ausgedrückt scheußlich. Nach dem Ort ging es dann auf den Albertkanal. Dichter Verkehr auch mit sehr großen Schiffen. Aber es ist breit genug, kein Problem zum rudern. Vor der letzten belgischen Schleuse ist dann endgültig Schluss. Man will uns nicht schleusen. Die Sportbootschleuse ist defekt und in eine der großen Schleusen dürfen wir nicht. Sind ja immerhin 14m Hub wie der Schleusenwart betont. Das ist für Belgien wohl viel, für erfahrene Ruderer eher Standard. Wir sind 2 Stunden mit dem Umtragen beschäftigt und wirklich dankbar für diese besondere Gattung von Beamten, die sich anscheinend gerne in Wasserschifffahrtsämtern ansammeln. Gleichzeitig werden Privat-Motorboote (Besatzung ohne Rettungswesten) zusammen mit einem Tanker geschleust. So etwas ist eigentlich aus Sicherheitsgründen komplett verboten. Wir müssen unsere Boote über die Schleusenbrücke und einen endlosen Weg ins Unterwasser schieben. Am Ende des Schleusenbereichs geht es über eine steile Wiese in einen Altarm. Wenn wir nicht Bootswagen mit gehabt hätten, dann wäre dieses Hindernis unüberwindlich gewesen. Weitere 5 km später erreichen wir Maastricht und können unsere Boote beim Ruderclub lagern. Abends zurück zum Quartier in Lüttich. Wir kochen mal wieder vor unserem Hotel auf dem Parkplatz.
2. Teil der Wanderfahrt Holland
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